Aktienmärkte – Bricht nun das Momentum?

Nach einer mehrwöchigen Kurshausse haben die Aktienmärkte im August Risse bekommen. Wir rechnen mit weiteren Kurserosionen – die Gründe.

Stefano Zoffoli

Die Weltwirtschaft ist dank des US-Konsums stabil – doch dieser bröckelt. (Bild: iStock.com)

Nach 18 starken Sommerwochen haben die Aktienmärkte im August eine 5%-Korrektur hingelegt. Insbesondere China sorgte aufgrund schwacher Wirtschaftsdaten und wegen Zahlungsproblemen des mächtigen Immobilienentwicklers Country Garden für Verunsicherung.

Das nachlassende Kursmomentum hat auch Spuren beim Sentiment der Anleger hinterlassen, welches nun nicht mehr ganz so euphorisch ist. Da in den USA aber die Konjunkturdaten wiederum besser als erwartet ausfielen, stiegen die Obligationenrenditen erneut an und befinden sich auf einem 15-Jahreshoch.

US-Konsumfreude wohl nicht von Dauer

An den Märkten setzt sich nun vermehrt die Hoffnung auf ein Softlanding durch. Insbesondere stützt der US-Konsument durch seine Konsumlaune die Weltwirtschaft. Allerdings sitzt in Übersee das Portemonnaie nicht mehr so locker, wie die August-Zahlen zur Konsumentenstimmung in den USA zeigen. Diese hat sich aufgrund anhaltender Inflationssorgen überraschend stark eingetrübt. Wir bezweifeln denn auch die Dauerhaftigkeit des Konsums, und zwar aus folgenden, nicht abschliessenden, Gründen:

  • Trotz des kräftigen Arbeitsmarkts schmilzt das verfügbare Budget etwa aufgrund höherer Kreditkosten.
  • Frühzyklische Unternehmen warnen zunehmend vor negativen Absatzzahlen.
  • Die Firmenkonkurse in den USA sowie die Zahlungsausfälle bei Krediten nehmen zu.

Der Gegenwind hat zwar länger auf sich warten lassen als gedacht, er gewinnt aber an Kraft. Wir bleiben somit bei Aktien untergewichtet und präferieren US-Staatsanleihen, wo der Zinszyklus fortgeschritten ist. Im September dürften nun die finalen Zinserhöhungen der EZB und der SNB folgen, was auch das Ende der Stärke des Schweizer Frankens und der Beginn eines festeren US-Dollars bedeuten könnte. Wir haben unsere Währungswetten nochmals ausgeweitet.

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Chefstratege Stefano Zoffoli kommentiert die taktische Asset Allocation für den Monat September.

Wie schätzen wir die Finanzmärkte aktuell ein und wie sind wir positioniert?

  • Die unterstützenden Basiseffekte lassen langsam nach und der Inflationsrückgang in den USA dürfte bald enden.
  • Aufgrund des steigenden Ölpreises, des weiterhin sehr engen Arbeitsmarktes und der hohen Staatsverschuldung, sind die Inflationsrisiken noch nicht gebannt.
  • Die Teuerung, welche in den inflationsgeschützten US-Staatsanleihen eingepreist ist, hat dies noch nicht eskomptiert. Wir kaufen deshalb wieder dazu.
  • Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von zehn sind globale Energiefirmen historisch günstig und damit auch nur halb so teuer wie der S&P 500 mit einem KGV von 20.
  • Die Gewinne sind bei einem Ölpreis von USD 80 enorm und die Profitmargen beispielsweise von Shell, Total und BP in den Raffinerien liegen aktuell um die 20 Prozent.
  • Nach einem schwachen Jahresstart nehmen die Energietitel wieder an Fahrt auf. Wir nutzen dieses Momentum und kaufen dazu.
  • Nachdem im Juli die Schwellenländeraktien rund drei Prozentpunkte mehr als Aktien Welt rentiert haben, haben sie den Vorsprung im August aufgrund der Probleme in China wieder eingebüsst.
  • Die Ausweitung der Immobilienkrise in China hat das Anlagevertrauen erneut verringert. Dies überschattet einzelne gute Firmennachrichten wie Baidu (+15 Prozent Umsatz, Gewinn pro Aktie (EPS) deutlich höher als erwartet).
  • Unsere Hoffnung, dass die Regierung deutliche Impulse beschliessen wird, hat sich bislang nur in kleinen Schritten realisiert (Zinssenkungen, Lockerung der Restriktionen für Hauskäufe, Kreditvergabe, Senkung der Stempelsteuer).
  • Neben China handeln nun auch bisherige Outperformer wie Brasilien tiefer. Deshalb haben wir unser Übergewicht in Schwellenländer-Aktien bereits untermonatlich geschlossen.

Asset Allocation Spezialmandate im September 2023

Relative Gewichtung gegenüber der strategischen Asset Allocation (SAA) in % im August und September 2023 (Quelle: Zürcher Kantonalbank, Asset Management)